Der Tag der unser Leben veränderte .
Als wir am 22.02.2017 einen positiven Schwangerschaftstest in den Händen hielten konnten wir nicht ahnen, was in den nächsten Monaten passieren würde. Da wir selbst aus dem Medizinbereich kommen, hatten wir bereits vieles über Frühchen gehört und einiges mitbekommen. Dass dieses Thema uns und unser Löwenmädchen aber betreffen würde, damit hatten wir nicht gerechnet.
Dann kam Mittwoch, der 26.07.2017. Wir hatten einen Termin in der Risikosprechstunde. Ziemlich schnell wurde klar, dass ich dieses Krankenhaus nicht mehr schwanger verlassen sollte. Ich bekam noch am selben Nachmittag die erste Lungenreifespritze und wir sahen das erste Mal einen Kinderarzt, der uns über die Risiken und Möglichkeiten informierte. Am nächsten Tag baten wir erneut um ein Gespräch mit einem Kinderarzt, da über Nacht immer mehr Fragen aufkamen. Herr Dr. Dresbach kam unserer Bitte schnell nach und beantwortete in Ruhe und vor allem sehr ehrlich alle unsere Fragen. Da die Gynäkologen jederzeit mit dem Kaiserschnitt und somit der Ankunft unserer Kleinen rechneten, waren wir für diese Möglichkeit sehr dankbar. Wir schafften es die Geburt bis Montag, also insgesamt sechs Tage, heraus zu zögern, womit keiner gerechnet hatte.
In den sechs Tagen im Kreißsaal sah Herr Dr. Dresbach jeden Tag mehrfach nach uns und besichtigte mit uns auch die NIPS. Diese Besichtigung war für mich damals sehr schwierig, aber im Nachhinein war ich mehr als dankbar dafür, schon einmal alles gesehen zu haben und zu wissen, dass alle und alles für die Ankunft unseres Löwenmädchens vorbereitet war. Er erzählte uns von der Möglichkeit, eine Webcam über dem Inkubator zu installieren, um unsere Kleine jederzeit sehen zu können. Ein wirklich tolles Projekt, denn so konnten nicht nur wir sondern auch unsere große Familie jederzeit unser Löwenmädchen sehen. Diese Möglichkeit half uns allen sehr in dieser schwierigen Zeit.
Neela wurde am Montag, den 31.07.2017 um 11:53 mit 632g und 31cm in der 26+4 SSW geboren. Dass wir Herr Dr. Dresbach und auch einige der Schwestern schon kannten gab uns zusätzliche Sicherheit, dass unser Mädchen in guten Händen war. Alles war neu und unglaublich beängstigend. Leider ging es mir weiterhin nicht gut, so dass ich in ein Überwachungszimmer an einen Monitor musste und nicht zu meiner Tochter konnte. Etwa eine Stunde nach dem Kaiserschnitt kam mein Mann mit den Schwestern, einer Ärztin und dem Inkubator mit unserem Löwenmädchen in meinem Zimmer vorbei, sodass ich sie kurz sehen konnte. Dann ging mein Mann mit ihnen auf die NIPS. Ich sagte ihm, er solle unser Löwenmädchen nicht alleine lassen und mich mit Fotos von ihr versorgen.
Der Tag verging und immer wieder kam mein Mann hoch und berichtete mir von Neela. Gegen 23 Uhr kam Herr Dr. Dresbach, brachte mich auf den neuesten Stand der Dinge was meine Tochter betraf und brachte die Zugangsdaten für die Webcam mit. Das war ein unfassbar erlösender und emotionaler Moment. Wir probierten es gleich aus und da lag unser Löwenmädchen. Endlich konnte ich sie richtig sehen und hatte das Gefühl ein bisschen näher bei ihr zu sein.
Leider konnte ich auch am nächsten Tag nicht zu unserem Löwenmädchen. Hätte ich den Zugang zu der Kamera nicht gehabt, wäre ich vermutlich noch mehr durchgedreht. Am nächsten Morgen kam endlich die Erlösung. Ich war fit genug um zu ihr zu können, ich wurde bereits abends auf die Station 4 verlegt. Morgens ging ich mit meinem Mann auf die NIPS und durfte das erste Mal mit Neela kuscheln. Das war der schönste Moment. Die Welt stand kurz still und mein Mann und ich blendeten alles aus und genossen die ersten Minuten als Familie.
Wir durften immer und jederzeit (außer zu den Zeiten der Übergaben) zu unserer Tochter. Bei Bedarf stand immer ein Arzt zur Verfügung, der sich Zeit für uns und unsere Fragen nahm. Leider musste ich selbst sehr lange in der Frauenklinik bleiben. Das Team der NIPS schaffte es jedoch, dass Neela so lange in der oberen Klinik bleiben konnte, wie ich stationär dort war, obwohl sehr schnell die Verlegung in die Kinderklinik angesprochen wurde. Wir sind dem Team unendlich dankbar, dass dies möglich gemacht worden ist. Einen Tag nach meiner Entlassung wurde Neela auf die Station 6 verlegt. Wir waren sehr traurig, dass es dort keine Möglichkeit gab, Neela durch eine Webcam zu sehen, denn wir schauten auch zuhause sehr oft, besonders vor dem Schlafengehen oder mitten in der Nacht, wenn wir kurz aufwachten, nach unserem Löwenmädchen. Wir wussten aber auch, dass die Verlegung bedeutete, dass es unserer Kleinen besser geht, dass sie wächst und immer stärker wird.
Am 12.10.2017 wurde Neela nach 10 ½ Wochen mit 40cm und 1970g entlassen, genau 3 Wochen vor ihrem errechneten Termin, dem 02.11.2017. Zuhause wurden wir vom Bunten Kreis betreut und regelmäßig kam eine erfahrene Kinderkrankenschwester und stand uns jederzeit mit Rat und Tat beiseite.
Wir sind unendlich dankbar für alles, vor allem dem Team der Neonatologie, besonders Herrn Dr. Dresbach, dem Team der Station 4, dem bunten Kreis und den Gynäkologen. Aber vor allem sind wir dankbar dafür, dass wir ein kerngesundes kleines Löwenmädchen zuhause haben. Sie muss wohl eine gesamte Footballmannschaft an Schutzengeln um sie herum gehabt haben, da ihr die üblichen, schweren Frühchen-Komplikationen erspart blieben. Wir sind uns aber auch sicher, dass das engagierte Team der Uni Klinik Bonn und auch der eiserne Willen unserer Tochter viel damit zu tun hatten, dass Neela den schwierigen Start in ihr Leben so gut gemeistert hat.
Nun wird das Löwenmädchen schon ein Jahr alt und nichts ist mehr vor ihr sicher. Sie robbt, krabbelt und zieht sich manchmal auch schon hoch. Am liebsten steht sie. Sie ist ein aktives kleines Mädchen mit einer großen Persönlichkeit. Neela hat ihr Gewicht mehr als verzehnfacht und hat sich von der Größe her mehr als verdoppelt und wir könnten nicht stolzer auf sie sein.