Zentrum für fetale Teratome (Halsteratom, Steißbeinteratom) Universitätsklinikum Bonn

Liebe Eltern,

wir möchten Ihnen Informationen über angeborene Teratome (Halsteratom, Steißbeinteratom), zur Verfügung stellen, die möglicherweise in Ihrer Schwangerschaft diagnostiziert wurden.

Teratome treten mit einer Häufigkeit von 1:20.000 bis 1:40.000 Lebendgeburten auf. Es handelt sich meistens um gutartige Tumore, die nicht invasiv wachsen und keine Metastasen bilden.

Während die meisten Teratome im Bereich des Steißbeins auftreten, machen Teratome am Hals etwa 6 % aller angeborenen Teratome aus.

In der Schwangerschaft und um die Geburt (perinatal) können Teratome Probleme verursachen, wie zum Beispiel eine Größenzunahme, die den fetalen Schluckvorgang beeinträchtigen kann, was zu Polyhydramnion (übermäßige Fruchtwasseransammlung) und einem erhöhten Risiko für Frühgeburten führt. Zusätzlich kann die Sicherung der Atemwege nach der Geburt eine Herausforderung darstellen.

Ein wichtiger Aspekt des peripartalen Managements ist die Überprüfung auf eine mögliche Kompression der oberen Atemwege des Fötus. In solchen Fällen kann eine Entbindung per EXIT-Verfahren (ex utero intrapartum treatment) erforderlich sein. Bei diesem Verfahren erfolgt ein Kaiserschnitt, und das Neugeborene bleibt vorerst über die Nabelschnur mit der Plazenta der Mutter verbunden. Die Plazenta versorgt das Baby weiterhin mit Sauerstoff, sodass es nicht sofort selbst atmen muss. Erst wenn die Atemwege gesichert sind, erfolgt das Durchtrennen der Nabelschnur. Das EXIT-Verfahren ist ein spezialisiertes Verfahren, das nur an wenigen Kliniken in Deutschland durchgeführt wird. Am Universitätsklinikum Bonn steht ein Expertenteam aus den Fachrichtungen Neonatologie, Geburtshilfe und Anästhesie bereit, das regelmäßig EXIT-Verfahren durchführt und über eine große Expertise verfügt.

Die Operation von fetalen Teratomen erfolgt in den ersten Lebenstagen nach der Stabilisierung des Neugeborenen. Die Operation wird nach Bildgebung (MRT-Untersuchung) sorgfältig geplant und von spezialisierten Chirurgenhirurgen durchgeführt.

In den letzten 10 Jahren wurden am Universitätsklinikum ca. 30 fetale Teratome versorgt.

Wenn bei Ihrem Kind ein Teratom diagnostiziert wurde, stehen wir Ihnen jederzeit für ein ausführliches Beratungsgespräch zur Verfügung. Besprechen Sie mit uns alle verfügbaren Optionen und Risiken, um gemeinsam die bestmögliche Behandlungsoption für Ihr Kind zu finden. Wir helfen Ihnen die Behandlung Ihres Kindes zu planen.

Häufige Fragen:

Wie häufig sind fetale Teratome?

Fetale Teratome sind selten und treten etwa in 1 von 20.000 bis 1 von 40.000 Geburten auf. Um dies besser in Relation zu setzen: Im Jahr 2023 wurden 693.000 Kinder geboren. Rein statistisch wurden davon 17 bis 35 Kinder mit einem Teratom geboren.

Was ist ein Teratom?

Fetale Tumore sind selten, wobei Teratome die Mehrzahl ausmachen. Teratome bestehen aus verschiedenen Gewebearten und treten meist im Bereich der Wirbelsäule auf Höhe des Steißbeines auf. Sie wachsen schnell und können beachtliche Größen erreichen.

An welchen Lokalisationen treten fetale Tumore auf?

Fetale Teratome treten in absteigender Häufigkeit an folgenden Lokalisationen auf: Steißbeinregion, Hals, Rachenraum. Sehr selten sind sie im Gehirn, im Herzbeutel, im Bauch oder in den Hoden anzutreffen.

Was ist ein „Epignathus“?

Ein „Epignathus“ ist ein sehr seltenes Teratom, das aus dem Gaumen oder Rachen entsteht. Es füllt die Mundhöhle aus und ragt oft aus dem Mund heraus.

Wann wird ein Teratom diagnostiziert?

Die Diagnose erfolgt in der Regel im zweiten oder dritten Trimester der Schwangerschaft per Ultraschall. Dabei zeigen sich raumfordernde Läsionen mit zystischen und soliden Anteilen, Gefäße und Verkalkungen.

Was ist ein Ex-Utero Intrapartum Treatment (EXIT)?

Die EXIT-Prozedur (ex utero intrapartum treatment) ist ein komplexer Eingriff, der durchgeführt wird, wenn beim ungeborenen Kind eine Erkrankung besteht, die die oberen Atemwege blockiert oder verengt. Dies können Tumore sein, die im Hals- oder Mundbereich wachsen und durch ihre Größe die Atemwege beeinträchtigen. Das Ziel der EXIT-Prozedur ist es, einen Sauerstoffmangel nach der Geburt zu verhindern, indem der Atemweg des Kindes gesichert wird. „ex utero intrapartum treatment“ kann mit „Behandlung während der Geburt außerhalb des Mutterleibs“ übersetzt werden.
Ähnlich wie bei einem Kaiserschnitt wird die Gebärmutter eröffnet, jedoch wird die Nabelschnur nicht durchtrennt. Das Kind bleibt mit der Gebärmutter verbunden und wird weiterhin über diese versorgt. Durch diese Versorgung über die mütterliche Plazenta gewinnen die Ärzte Zeit, um den Atemweg des Kindes zu sichern. Zunächst wird versucht, mit einem Laryngoskop die Stimmritze darzustellen und einen Beatmungsschlauch in die Luftröhre einzuführen. Wenn dies nicht gelingt, können verschiedene andere Techniken, wie z.B. eine Bronchoskopie, angewendet werden, um den Atemweg des Kindes zu sichern. Erst wenn der Atemweg des Kindes gesichert ist, wird die Nabelschnur durchtrennt. Anschließend erfolgt die weitere Versorgung des Kindes. Oft wird ein zentraler Venenkatheter benötigt, um lebenswichtige Medikamente zu verabreichen, sowie eine arterielle Blutdruckmessung.

Die EXIT-Prozedur erfordert ein multidisziplinäres Expertenteam aus Neonatologen, Geburtshelfern und Anästhesisten. Solche Teams bestehen oft aus 10 bis 15 Ärzten. Aufgrund der Komplexität und Seltenheit wird dieser Eingriff nur in wenigen Zentren durchgeführt. Neben der sorgfältigen Planung ist die Expertise des behandelnden Teams entscheidend, um die Sicherheit von Mutter und Kind zu gewährleisten. Das EXIT-Verfahren wird angewendet bei Erkrankungen wie Halstumoren (Teratome), Epignathus und intrathorakalen Tumoren.

Warum sollte ein Kind mit fetalem Teratom an einem spezialisierten Zentrum entbunden werden?

Spezialisierte Zentren bieten die bestmögliche Betreuung und Behandlung für Kinder Steißbeinteratome und Halsteratome. Ärzte und Pflegekräfte in diesen Zentren verfügen über umfassende Erfahrung und Expertise in der Behandlung dieser komplexen Erkrankungen.

Die Behandlung von Kindern mit fetalem Teratom erfordert eine interdisziplinäre Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Fachbereichen wie Kinder-Intensivmedizinern, Kinderonkologen, Kinderchirurgen, Radiologen und anderen Spezialisten. Spezialisierte Zentren sind optimal ausgestattet, um diese Zusammenarbeit zu ermöglichen und eine ganzheitliche Versorgung sicherzustellen.

Darüber hinaus bieten spezialisierte Zentren auch psychosoziale Unterstützung und Ressourcen für die Familie des betroffenen Kindes. Diese Unterstützung kann helfen, die emotionale Belastung zu bewältigen und die Organisation der Pflege des Kindes zu erleichtern.

Foto: Luisa wurde in Bonn mit einem Halsteratom geboren. heute geht es Luisa gut. Das Tracheostoma auf dem Foto wurde mittlerweile verschlossen und Luisa atmet wie jedes andere Kind auch.

Beratung:

  • Halsteratom (cervicales Teratom)
  • Steißbeinteratom
  • Epignathus
  • thorakale Teratome
  • seltene Teratome

Vereinbaren Sie einen unverbindlichen Beratungstermin. Wir rufen Sie gerne zurück oder Sie vereinbaren eine Videokonferenz-Termin.

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Andreas Müller
Dr. Till Dresbach

Kontakt: neonatologie@ukbonn.de

Bericht über eine Patientin mit einem Halsteratom: „Bonner Ärzte retten Baby mit lebensbedrohlichem Halstumor „(General Anzeiger Bonn)