Helden | Neonatologie Bonn

Greta – 24+6 SSW – Geburtsgewicht 705g

Unsere Tochter Greta kam am 08. April 2015 per Kaiserschnitt in SSW 24+6 zur Welt. Sie war 31,5 cm klein, hatte einen Kopfumfang von 22 cm und wog 705 g.
 Zuvor lag ich nach einem vorzeitigen Blasensprung bereits 10 Tage in der Klinik. Hier bekam ich das Kortison zur Lungenreife sowie die Antibiose zur Verhinderung einer Infektion, die trotzdem auftrat und am 07. April zu unhemmbaren Wehen führte.
Bereits am Tag meiner Einweisung in die Klinik besuchte mich ein Neonatologe und führte mit mir ein ausführliches Gespräch darüber, dass unsere Tochter ab jetzt theoretisch jederzeit zur Welt kommen könne. Er erklärte mir, dass jeder Tag mehr im Mutterleib natürlich toll und das Beste für sie sei, dass aber auch eine Geburt zum jetzigen Zeitpunkt nicht unbedingt lebensbedrohlich für die Kleine sein müsse. Ab diesem Tag hatte ich täglich Kontakt zu den Neonatologen und den Schwestern der NIPS, sodass ich alle Fragen stellen und alle Bedenken klären konnte, was für mich sehr beruhigend und motivierend war. Besonders das Angebot, die NIPS vor der Geburt besichtigen zu können und einen Eindruck zu bekommen, was auf uns zukommen könnte, fand ich sehr nett.

Der Besuch war für den 08. April geplant und fand auch statt – allerdings spät in der Nacht und im Bett liegend, um zu Greta besuchen. Von nun an sollten tägliche Besuche der NIPS unseren „Alltag“ für etwas mehr als drei Wochen bestimmen.
Weitere 10 Wochen verbrachte Greta dann auf Station 6 der Kinderklinik. Ebenso anrührend wie dieser erste Besuch ein paar Stunden nach der Entbindung war ein Foto von Greta, welches der erstversorgende Neonatologe uns wenige Minuten nach der Geburt auf seinem Handy zeigte. Aber noch viel ergreifender war der Moment, als sich die Kreißsaaltür öffnete und ein mobiler Inkubator mit unserer Tochter hereingeschoben wurde. Die ersten Male, als wir unsere Tochter betrachten und berühren durften, stellten eine emotionale Herausforderung dar. Aber schon nach wenigen Tagen hatten wir uns daran gewöhnt und wurden immer souveräner im Umgang sowohl mit Greta als auch mit den Schläuchen und Kabeln, nicht zuletzt deswegen, weil wir bereits vom zweiten Tag an in die tägliche Versorgung (Wickeln, Waschen, Lagern) mit einbezogen wurden.
Um unsere Familie, Freunde und Bekannte regelmäßig über Gretas Zustand und ihre Entwicklung zu informieren, haben wir bis zu Gretas Entlassung aus dem Krankenhaus am 12. Juli täglich Nachrichten getwittert Twitter-Helden:

11. April
Twitter-Helden Heute, am 3. Tag, ist Gretas Zustand weiterhin stabil. Sie durfte zum ersten Mal aus dem Inkubator raus und auf Brittas Brust liegen.
Auf der NIPS wird von Anfang an sehr viel Wert auf eine intensive Eltern-Kind-Bindung gelegt. Das „Känguruhen“ bietet eine tolle Möglichkeit, das Kind wenigstens ein paar Stunden am Tag ganz nah an sich zu haben und es über den engen Hautkontakt die Nähe zu Mama und Papa spüren zu lassen.

12. April
Twitter-Helden Noch immer geht es Greta gut, sie atmet selbstständig und bewegt sich viel. Sorgen macht uns nur die Verdauung, hier tut sich nichts.
Greta bekam von uns und den Schwestern sehr viele Bauchmassagen und musste mehrfach angespült werden, um das Mekonium ausscheiden zu können. Leider dauerte es einige Zeit und in diesen Tagen haben wir uns große Sorgen gemacht, da im schlimmsten Falle eine operative Entleerung des Darmes angestanden hätte. Für die Ärzte ein Routineeingriff, für uns Eltern natürlich eine beängstigende Vorstellung.

neonatologie-bonn-greta02Twitter-Helden Trotzt aller für uns erschreckenden Eindrücke der Intensivmedizin möchte Carl immer „Baby gucken“.
Auch nach vier Tagen hatten wir uns noch nicht an das Drumherum von Gretas Inkubator gewöhnt. Schläuche und Kabel führen von rauschenden und piepsenden Geräten zum Kind, auf dem Überwachungsmonitor schlagen Kurven aus, die man noch nicht richtig interpretieren kann und immer wieder schlägt der Alarm und blinkt. Und mittendrin liegt, verkabelt und beklebt das eigene Kind.
Gretas zweijähriger Bruder, der seine kleine Schwester jederzeit besuchen durfte, ließ sich davon nicht beeindrucken sondern hatte nur Augen für Greta.

13. April
Twitter-Helden Ein wichtiger Schritt ist geschafft, Britta konnte heute nach Hause. Nun müssen wir den Alltag mit den Besuchen in der Klinik organisieren.
Die Vorstellung, das Krankenhaus zu verlassen, weckte sowohl positive als auch negative Gefühle. Nach etwas mehr als zwei Wochen wieder in das eigene Zuhause zu dürfen war natürlich toll, aber Greta „alleine“ im Krankenhaus zurück zu lassen war unvorstellbar. Aber bereits vor der Geburt erfuhr ich vom Neonatologen, wie wichtig es für alle Beteiligten sei, dass sich nach der Geburt so schnell wie möglich so etwas wie ein Alltag einstelle, wo auch andere Tätigkeiten wieder ihren Platz finden. Natürlich war es sehr komisch, nach Hause zu kommen, nicht mehr schwanger zu sein, aber auch kein Baby dabei zu haben. Ein klar strukturierter Tagesablauf mit festen Zeiten bei Greta haben uns sehr geholfen, die Situation so anzunehmen wie sie ist und das Beste draus zu machen. Außerhalb unserer Besuchszeiten haben wir anfangs öfters auf der Station angerufen und uns nach Greta erkundigt. Zu jeder Tages- und Nachtzeit haben uns die Schwestern immer sehr geduldig mitgeteilt, wie es Greta geht.

Twitter-Helden Gretas „Verdauungsbaustelle“ ist immer noch in Arbeit, es gibt aber Anlass zur Hoffnung, der Anfang ist gemacht. Ihr Gewicht heute: 610g
Zum Glück konnte Greta von Beginn an mit Muttermilch (angereichert u.a. mit Eiweiß als Energielieferant und Koffein zur Atemunterstützung) versorgt werden. Für den gesamten Organismus und vor allem für den Darmtrakt stellt Muttermilch die beste Ernährung dar. Bereits wenige Stunden nach der Geburt wurde ich deswegen ermuntert, jeden Tropfen, den ich abpumpen konnte, zur NIPS zu bringen. Zum Glück betrug die Trinkmenge anfänglich nur 2 ml, sodass ich den Bedarf sofort komplett decken konnte.

Greta-Neonatologie-Bonn-001

14. April
Twitter-Helden Greta geht es an ihrem 6. Lebenstag gut. Ohne ihr Helmchen, das heute zur Pflege abgenommen wurde, sieht sie schon ganz anders aus.
Leider sieht man sein Kind in den ersten Wochen sehr selten „unverkleidet“. CPAP-Helmchen und –maske gehörten natürlich auch bei uns von Anfang an zu Greta dazu, sodass wir ihr schönes Gesichtchen nicht so oft zu sehen bekamen.

Twitter-Helden Sie versucht schon die Augen zu öffnen, das wird sicher in den nächsten Tagen passieren.
Greta schien es nicht besonders gut zu gefallen, dass sie ihre Augen noch nicht öffnen konnte. Wir hatten immer wieder den Eindruck, dass sie mit aller Kraft versuchte, die Augen zu öffnen.

15. April
Twitter-Helden Die erste Woche ist geschafft. Greta hält tapfer durch. Gewicht heute 650g, wie man sich über 50g freuen kann!

Twitter-Helden Gretas Verdauungstrakt ist in Schwung gekommen. Über die Magensonde erhält sie inzwischen 7ml Muttermilch alle 2h – anfangs waren es 2ml.

Twitter-Helden Die Kinderärztin bezeichnet Gretas Momentanzustandals sehr gut. Der Fokus liegt wegen der Gefahr von Entzündungen auf dem Verdauungstrakt.

Twitter-Helden Die Kinderärztin bezeichnet Gretas Momentanzustand als sehr gut. Der Fokus liegt wegen der Gefahr von Entzündungen auf dem Verdauungstrakt. 
Bei der täglichen Visite bekamen wir immer wieder die positive Rückmeldung, dass sich Greta zwar sehr gut entwickle, aber noch nicht alle Gefahren, die eine Geburt in einer so frühen SSW nach sich ziehen kann, gebannt seien. Hier zeigten die verschiedenen Ärzte zwar verschieden viel Einfühlungsvermögen und Empathie, jedoch fühlten wir uns medizinisch immer und von allen sehr gut beraten. Dass sowohl die Ärzte als auch die Schwestern der NIPS sehr eng im Team miteinander arbeiten, macht sich dabei deutlich bemerkbar.

17. April
Twitter-Helden 10. Tag, Greta geht es weiter gut. Sie wiegt nun 690g. Die Augen hat sie noch geschlossen, versucht aber immer wieder, sie zu öffnen.

Twitter-Helden Inzwischen bekommt sie jeden Tag Physiotherapie und wir können sie täglich zum „Känguruhen“ auf unsere Brust legen lassen.

18. April
greta03Twitter-Helden Es geht weiter bergauf. Greta bekommt nun 10ml Milch über die Magensonde. Morgen wird der Zugang, der vor dem Herzen liegt, gezogen.
Dass der Zentrale Venenkatheter (=ZVK) gezogen wurde, war für uns ein weiterer großer Schritt nach vorne. Bisher wurde Greta zusätzlich zur Muttermilch über den ZVK mit Nährstoffen versorgt, was nun nicht mehr nötig war. Die Vorstellung, dass der ZVK einmal quer durch den kleinen Körper bis zum Herzen ging, war so unschön, dass wir sehr erleichtert waren, als er endlich herausgezogen wurde. Erstaunlicherweise schienen dieser Katheter sowie das Legen von Zugängen oder Blutabnahmen Greta nie viel auszumachen, sie ließ sämtliche Prozeduren recht entspannt über sich ergehen.

20. April
Twitter-Helden Ein ruhiger Tag mit viel Kuscheln. Wir hoffen es bleibt so.

21. April
Twitter-Helden Es geht nicht nur bergauf. Das Gewicht ist mit 694g fast gleich geblieben. Nun wird die Nahrung entsprechend angereichert.
Leider gab es immer mal wieder Tage, an denen unsere Euphorie über die gute Entwicklung von Greta etwas gedämpft wurde und wir uns mehr oder weniger große Sorgen machten. Aber sowohl die Ärzte als auch die Schwestern konnten uns immer wieder mit der Aussage „Das ist bei Frühchen ganz normal.“ beruhigen.

21. April

Twitter-HeldenAußerdem lässt es Greta zeitweise mit dem Atmen geruhsam angehen, sodass es Abfälle der Sauerstoffsättigung gibt, die dann zum Alarm führen.
Die Abfälle in der Sauerstoffsättigung zählten für uns anfangs zu den beängstigenden Begleiterscheinungen. Ständig hielten wir den Monitor im Auge und wurden nervös, sobald die Sättigung zu tief ging und der Alarm losging. Mit der Zeit haben wir uns aber immer weniger darüber erschrocken und gelernt, den Alarm gelassener hinzunehmen und abzuwarten, dass sie selbständig tiefer atmet oder sie durch Streicheln und Anstubsen zu stimulieren. Trotzdem erlebten wir Tage, an denen Greta häufig „bimmelte“, als stressig und weniger entspannt.

21. April
Twitter-Helden Das sind aber alles Entwicklungen, die laut den Ärzten nicht ungewöhnlich sind. Die Augen sind noch immer geschlossen, sie lässt sich Zeit.

22. April
Twitter-Helden Die ersten zwei Wochen sind um. Greta geht es weiter gut. Die Abfälle beim Atmen waren heute geringer.

Twitter-Helden Wir müssen nun langsam mit der Verlegung in die Kinderklinik an der Adenauerallee rechnen, was auch ein positiver Schritt wäre.

Twitter-Helden Seit heute liegt die Kleine auch in einer Hängematte, um die Bewegungen im Mutterleib zu imitieren.
Die Hängematte sollte sich als Gretas Lieblingsliegeplatz erweisen, was bei den Schwestern der NIPS für viel Freude sorgte. Hier schlief sie stets ganz entspannt und atmete immer sehr ruhig und regelmäßig. Und auch ihrem Rücken, der ja eigentlich noch nicht gestreckt sein sollte, tat das Liegen hierin sehr gut.

23. April
Twitter-Helden Wenig Veränderung zu gestern. Ein Auge ist etwas geöffnet.

24. April
Twitter-Helden Auch heute ging es Greta gut. Ihr Darm wird genau überwacht, weil hier in dieser Phase die größte Gefahr für Komplikationen besteht.

Twitter-Helden Wir unterstützen sie mit Bauchmassagen, deren Erfolg sich auch zeigt. Die Körperpflege können wir zum Großteil selbst erledigen.

Twitter-Helden Im Moment geht es anderen Kindern im Zimmer zum Teil sehr schlecht. Da man sich viel sieht und unterhält, leidet man sehr mit.

25. April
Twitter-Helden Wir sind wieder über dem Geburtsgewicht, 725 g aktuell. Beide Augen sind nun offen. Auch sonst ist alles ruhig und gut.

26. April
Twitter-Helden Greta guckt jetzt aus großen Augen, nimmt aber noch wenig wahr. Trotzdem ein schönes Gefühl für uns.
Vom ersten Moment an haben wir uns gefragt, in welchem Bewusstseinszustand sich Greta wohl befindet. Was bekommt sie mit, was nimmt sie über welche Sinne wahr. Durch das Öffnen ihrer Augen hat sie uns nun zumindest das Gefühl gegeben, dass sie wach ist und mitbekommt, was um sie herum geschieht. Das Thema „Augen“ sollte uns auch über die Krankenhauszeit noch beschäftigen. Da die Netzhaut durch die Frühgeburtlichkeit noch nicht ausgereift ist, muss der Ausreifungsprozess engmaschig beobachtet werden, was wöchentliche Augenarztbesuche bedeutete.

26. April
Twitter-Helden Sie ist sehr agil, hebt und dreht auch schon ihren Kopf.

27. April
Twitter-Helden Greta soll nun zunehmend üben, ohne die Atemunterstützung auszukommen. Sie macht das gut.
„Eigentlich muss sie das noch gar nicht alleine können.“ – Diesen Satz haben wir in Bezug auf das Spontanatmen, also ohne CPAP, immer wieder gehört. Insbesondere später, als die CPAP-Pausen immer länger wurden und es doch zu Abfällen in der Sauerstoffsättigung und zu Apnoen kam und der CPAP-Helm wieder aufgesetzt werden musste, haben uns diese Worte getröstet. Denn als wir uns ersteinmal daran gewöhnt hatten, Greta auch ohne Helm und Schlauch erleben zu dürfen, verspürten wir eine gewisse Enttäuschung, wenn sie es doch nicht alarmfrei schaffte.

Greta-Neo-004

28. April
Twitter-Helden Ein gemischter Tag heute; morgens viele Abfälle in der Sauerstoffsättigung, die zu Alarmen führten, später war das kein Problem mehr.

29. April
Twitter-Helden Greta hat es heute zwei Mal jeweils über 90 Minuten ohne die Atemunterstützung geschafft. Dadurch hat sie auch weniger Luft im Bauch.

Twitter-Helden Bei einer Ultraschalluntersuchung ist heute klar geworden, dass der Ductus arteriosus wieder aufgegangen ist. Dieser war schon verschlossen.
Ein Rückschlag, mit dem wir nicht gerechnet hatten. Die Chancen, dass sich der Ductus nun durch eine weitere Ibuprofentherapie wieder verschließt, lagen bei 20%. Weitaus höher war die „Gefahr“, dass er sich nicht wieder schließt und gegebenenfalls in ein paar Jahren operativ verschlossen werden muss. Aber zum Erstaunen aller zeigte der Herzultraschall bereits nach kurzer Zeit, dass das Unwahrscheinliche wahr geworden war.

30. April
Twitter-Helden Heute hatte Greta extrem viele Atemaussetzer und dadurch Abfälle in der Sauerstoffsättigung. Die Ursache ist noch nicht klar.

1. Mai
Twitter-Helden Heute ging es Greta nach und nach besser. Am Vormittag wurde sie von einem Chirurgen „hoch angespült“, weil die Darmtätigkeit zu gering war.

Twitter-Helden Als der Darm dann frei war, ging es ihr besser. Wir sind etwas beruhigter.

2. Mai
Twitter-Helden Die Verdauung bleibt problematisch, heute hatte Greta immer wieder Reste unverdauter Nahrung im Magen. Ihr Bauch ist zeitweise sehr gebläht.

3. Mai
Twitter-Helden Greta konnte heute zum ersten Mal eigene Kleidung tragen. Babygröße 38 ist aber noch zu groß.
Besonders für mich als Mama war das ein ganz besonderes Highlight. Das eigene Kind endlich an- und ausziehen zu können und es nicht immer nur mit einer Windel bekleidet zu sehen, brachte ein weiteres Stück Normalität in unseren „Alltag“ mit Greta. Besonders als Mutter ist man, so beschrieb es unsere Hebamme treffend, nach der Geburt hormonell darauf eingerichtet, das Baby hübsch zu machen und einzukleiden. Nun war es endlich so weit. Und im Internet kann man tatsächlich sehr schöne Frühchenkleidung kaufen.

3. Mai
Twitter-Helden Überraschend wurde Greta heute Abend noch in die Uni-Kinderklinik verlegt. Sie ist gut dort angekommen, den Transport hat sie verschlafen.

Die vielen Wochen in der Kinderklinik waren, genau wie die Zeit auf der NIPS, von vielen Hochs und Tiefs für Greta und uns geprägt. Aber am 12. Juli durften wir, nach 95 Tagen Krankenhaus, Greta mit einem Gewicht von über 2 kg endlich mit nach Hause nehmen!

Greta-005-0

Neues von Greta:

 
 

Juli 2016

Juli 2016