Augenärztliche Untersuchung bei Frühgeborenen
Liebe Eltern,
Ihr Kind ist früher als errechnet zur Welt gekommen. Wenn Sie Ihr Kind in den ersten Wochen auf der Frühgeborenenstation sehen, wird Ihnen mitgeteilt, dass auch augenärztliche Untersuchungen notwendig sind. Wir möchten Ihnen im Folgenden erklären, warum die augenärztlichen Kontrollen wichtig sind und wie sie durchgeführt werden. Die Untersuchung findet solange regelmäßig statt, bis das Auge ausgereift ist. Die Häufigkeit und der zeitliche Abstand der Kontrollen hängen vom individuellen Befund ab.
Gegebenenfalls werden die Untersuchungen nach Entlassung Ihres Kindes in der Universitäts-Augenklinik Bonn im Rahmen der Spezialsprechstunde für Frühgeborene fortgesetzt. Planen Sie hierfür bitte etwas Zeit ein, da alleine die Einwirkzeit der Augentropfen zum Weiten der Pupillen für die nachfolgende sorgfältige Untersuchung der Netzhaut mindestens 30 Minuten beträgt. Bitte melden Sie sich in der Augenklinik direkt in der Anmeldung im Eingangsfoyer an.
Wir stehen Ihnen selbstverständlich gerne für alle Fragen zur Verfügung.
Mit besten Grüßen
Prof. Dr. Tim U. Krohne
Prof. Dr. med. Tim U. Krohne, FEBO
Universitäts-Augenklinik Bonn
University of Bonn | Dept. of Ophthalmology
Ernst-Abbe-Str. 2 | D-53127 Bonn | Germany
Die Netzhaut bei Frühgeborenen
Die Blutgefäße der Netzhaut des Auges beginnen ab der 16. Schwangerschaftswoche ausgehend von der Netzhautmitte zu wachsen. Diese Entwicklung ist meist um den errechneten Geburtstermin herum abgeschlossen.
Wird ein Kind zu früh geboren, ist die Netzhaut noch nicht vollständig ausgereift. Die Blutgefäße der Netzhaut sind dann noch unvollständig ausgebildet. Das erkennt man daran, dass die Gefäße noch nicht bis an den Rand der Netz- haut vorgewachsen sind. Je früher ein Kind geboren wird, umso weniger weit sind die Gefäße entwickelt.
Was geschieht bei der Augenuntersuchung?
Um die Netzhaut am Augenhintergrund untersuchen zu können, bekommt Ihr Kind zunächst Augentropfen, die die Pupillen erweitern. Unmittelbar vor der Untersuchung werden Betäubungstropfen getropft, welche die Berührung des Auges völlig schmerzfrei machen. Meist ist es erforderlich, mit einem kleinen Instrument die Augenlider offenzuhalten. Dann wird mit einem Augenspiegel und einer Lupe der Augen- hintergrund sorgfältig untersucht. Da die zu erwartenden Netzhautveränderungen meistens am äußeren Rand der Netzhaut liegen, wird das Auge zusätzlich mit einem Hilfsinstrument etwas gedreht. Diese Untersuchung sieht vielleicht unangenehm aus, ist aber für das Kind nicht schmerzhaft. Die meisten Kinder schreien trotzdem, weil sie nicht wissen, was auf sie zukommt und weil sie durch das helle Licht gestört sind.
Wann ist eine Behandlung erforderlich?
Wenn infolge schlecht entwickelter Blutgefäße abnorme Gefäßneubildungen im Auge entstehen, ist eine Behandlung der nicht mit Blutgefäßen versorgten Netzhaut mit einem Laser oder mit einer Medikamenteneingabe sinnvoll. Da dies jedoch nur wenige Kinder betrifft, wollen wir an dieser Stelle nicht weiter darauf eingehen, sondern dies falls notwendig gerne im Einzelfall näher mit Ihnen besprechen.
Gibt es weitere Probleme an den Augen in der Zukunft?
Kinder, die eine verzögerte Entwicklung der Blutgefäße hatten, entwickeln in der Folge häufiger eine Kurzsichtigkeit oder ein Schielen. Für die Entwicklung der Sehfähigkeit ist es wichtig, diese Veränderungen frühzeitig festzustellen und falls notwendig zu behandeln.
Daher sollten diese Kinder in den ersten drei Lebensjahren mindestens halbjährlich, im späteren Kindesalter mindestens jährlich augenärztlich untersucht werden. Diese Untersuchungen sollten möglichst bei einem/r Augenarzt/ärztin durchgeführt werden, der/ die auch eine/n Orthoptisten/in beschäftigt, da diese/r speziell für die Untersuchung von Kindern ausgebildet ist.
Weiterführende Informationen:
- Elterninformation
Augenärztliche Untersuchung bei Frühgeborenen am Universitätsklinikum Bonn - Frühgeborenenretinopathie – Aktuelle Entwicklungen in Therapie und Epidemiologie
Ophthalmologe 2018 · 115 - Frühgeborenenretinopathie – Update zu Pathogenese, Screening und neuen Therapieoptionen
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